Begreifen statt Pauken

Das Wichtigste zuerst: Schüler, die in der Schule versagen, sind OPFER des Systems. In der Kommunikations-Theorie geht man seit Jahrzehnten davon aus, dass die eigentliche Verantwortung beim Sender liegt. Wenn also ein Kunde ein erklärungsbedürftiges Produkt nicht versteht, ist es die Verantwortung dessen, der erklärt.
Somit besteht die hohe Verkaufskunst darin, die Kunden KAUFEN ZU LASSEN; die hohe Kunst des Managements besteht darin, die Mitarbeiter ARBEITEN ZU LASSEN; die hohe Kunst der Unterweisung besteht darin - endlich den Schüler LERNEN ZU LASSEN!
Es gilt ZUZULASSEN, dass Schüler ihre angeborenen Fähigkeiten nutzen (statt massiv gegen die Arbeitsweise der Gehirne vorzugehen) - im Klartext: Wenn wir Lernende LERNEN LASSEN, gewinnen alle - Lehrkräfte, Eltern, Erzieher*innen und natürlich insbesondere unsere Schüler und Schülerinnen.
In unseren Unterrichten starten wir mit den Mnemotechniken. Sie helfen, den Lernstoff zu MERKEN, z.B. in dem man aus langweiligen Fakten BILDERKETTEN bildet, die leicht vorzustellen sind. Das MERKEN der Fakten ist nur die halbe Miete. Wenn wir das zu lernende BEGREIFEN, ändert sich die Situation dramatisch: Einfache Zusammenhänge werden mit einmaligem BEGREIFEN sofort so eingespeichert, dass sie unmittelbar TEIL UNSERES WISSENS werden und wir sie blitzschnell mit weiteren Daten , Fakten, Ideen etc. VERBINDEN können. Hierbei nutzen wir das Modell der LERNBAREN INTELLIGENZ nach Harvard-Professor David Perkins.


Kurz und konkret: ich zeige dir wie lernen geht

Gibt es eine erlernbare Intelligenz?

Diese Idee, dieses Modell stammt von dem Harvard-Professors David Perkins und steht dem seit Jahrzehnten weitgehend unverändertem „klassischem“ IQ-Konzept gegenüber.


Perkins stellt uns drei Faktoren vor und die gute Nachricht dabei:

Wir können an zwei der drei „Schrauben drehen“, um unsere Intelligenz zu verbessern. Nur „Schraube 1″ (ist in die Wiege gelegt), aber 2 und 3 können wir selbst steuern, und zwar lebenslang!


Schraube 1: Neuronale Geschwindigkeit

Es geht um die angeborene neuronale Geschwindigkeit, d.h. um das Tem­po, in dem unsere Neuronen feuern. Das ist das "Rädchen", an dem wir nicht drehen können. Wer SCHNELL angelegt ist, kann schnell "schalten", das sind Leute, die bei I.Q.-Tests tatsächlich besser abschneiden, so daß wir eine gewisse Korrelation (wechselseitige Beziehung) zwischen Perkins erstem Faktor und dem sog. I.Q.-Test sehen können.

Wir merken, ob wir „NEURONAL LANGSAM“ oder „SCHNELL“ sind, wenn wir NEUES verarbeiten müssen.

Wann haben Sie das letzte Mal etwas NEUES gelernt? Ein neuer Tanz, eine neue Sprache, neue Fakten, Wissen - was immer. Und wie war es früher, wenn Sie NEUES lernen mussten (z.B. in der Schule)?

Kamen Sie sich damals öfter dumm vor, weil so viele andere schneller als Sie "kapierten"?

DAS PROBLEM FÜR DIE NEURONAL LANGSAMEN BESTEHT VOR ALLEM DARIN, dass es das SELBSTWERTGEFÜHL angreift, wenn man nie erfährt, dass neuronal Langsame beim Erst-Lernen einfach länger brauchen! Gleichzeitig aber neigen die Langsamen dazu, den Dingen gründlicher "auf den Grund" zu gehen.

NEURONAL SCHNELLE tun sich manchmal anfangs so leicht, dass alle in ihrer Umgebung sie für besonders begabt halten. Es wird auch bezüglich I.Q. immer wieder betont, dass SCHNELLIGKEIT einer der Faktoren sei, an denen man hohen I.Q. erkennen könne.


Schraube 2: Gelerntes, Erfahrungen und Wissen

Je mehr wir wissen, desto leichter können wir NEUES lernen, wenn nämlich das NEUE bereits Fäden im Wissens-Netz vorfindet, an das es ANDOCKEN kann.

Im Klartext bedeutet das:

Je mehr wir wissen, desto mehr Infos können irgendwo „andocken“, sind also nicht mehr 100% neu, somit nivellieren (ausgleichen von Unterschieden) wir den Unterschied zwischen schnelleren und langsameren Denkern.

Je mehr wir wissen, auf desto mehr Infos können wir zurückgreifen. Also können wir INTELLIGENTER denken. Das ist das Hauptanliegen von PERKINS Konzept der LERNBAREN INTELLIGENZ!

Je mehr wir wissen, desto mehr Assoziationen „ergeben sich", wenn wir denken, deshalb wird uns mehr "einfallen". Man könnte auch sagen "zufallen" (welch ein Zufall), so dass mehr Wissen uns auch kreativer macht!


Schraube 3: Wir können wählen!

Perkins beschreibt, dass wir die Fähigkeit haben über Methoden, Strategien, Techniken (wie wir denken, lernen, Probleme lösen etc.) nachzudenken!

Dies ist der Geniestreich: Indem wir die Methode ändern, ändern wir die Ergebnisse!

Vereinfacht ausgedrückt: Funktioniert etwas nicht, mache es anders! Und genau diese Denkweise wird an vielen Schulen nicht praktiziert!

Interessanterweise tun viele das fast in allen Bereichen des Lebens, mit Ausnahme des Schulsystems. Findet jemand heraus, dass sein Nachbar einen Trick gefunden hat, schneller und leichter die Kohlen beim Grillen zum Glühen zu bringen, will er diesen Trick lernen und anwenden.

Dasselbe gilt in der Wirtschaft: Firmen müssen neue Methoden, Technologien, Erfindungen sogar patentrechtlich schützen lassen, damit niemand diese kopiert.


90 % des Unterrichtsstoffs wird nach der Schule vergessen, weil es gepaukt wurde und nicht gelernt. Schwimmen oder Fahrrad fahren können sie doch ein Leben lang. Warum ist das so?

Auch als Erwachsene glauben viele, sie seien „unbegabt“. Sobald Sie die Methode wechseln, ändert sich auch das Ergebnis!


Quellen: u.a. Vera F. Birkenbihl,  Professor David Perkins


abi.nrw unterstützt die individuellen Stärken und Talente der Schüler*innen. Vermittelt Lernmethoden, die alle Sinne ansprechen und einzigartig zu der jeweiligen Person passen.



Aus Fehlern lernen – Fehler machen klug

Zur persönlichen Weiterentwicklung helfen selten Tipps und Ratschläge von anderen. Zur persönlichen Weiterentwicklung gehört Mut, sich einer neuen Herausforderung zu stellen und Fehler zuzulassen. In einer von Perfektionismus geprägten Berufswelt und in einer Gesellschaft, wo Fehler einem Versagen gleichgestellt werden, ist das leichter gesagt als getan.


Ich irre, also lerne ich - der Prozess des verstehenden Lernens!

Wie lassen sich Fehler beim Aufbau von Wissen nutzen?
Um die Bedeutung von Fehlern als Lerngelegenheiten verstehen zu können, muss man sich zuerst den wichtigen Unterschied zwischen bloßer Konditionierung und verstehendem Lernen vergegenwärtigen. Wenn man einen Hund dressiert, indem man ihn belohnt, wenn er auf ein bestimmtes Kommando hin ein bestimmtes Verhalten zeigt, dann handelt es sich um Konditionierung durch einen positiven Reiz. Denn der Hund wird durch die Belohnung dazu gebracht, das gewünschte Verhalten zu zeigen. Konditionierung liegt auch vor, wenn man einer Springmaus beibringt, auf ein bestimmtes Tonsignal hin die Seiten in ihrem Käfig zu wechseln, um auf diese Weise einem für sie unangenehmen leichten Stromschlag zu entgehen. In diesem Fall handelt es sich um Konditionierung durch Vermeidung eines negativen Reizes. Beiden Fällen von Konditionierung ist gemeinsam, dass die Tiere nicht von sich aus durch Überlegung und Einsicht in Gründe, sondern schlicht durch Belohnung oder Bestrafung dazu gebracht werden, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen.

Das verstehende Lernen, um das es in der Schule geht, ist davon grundsätzlich verschieden. Denn im Mittelpunkt des Schulunterrichts stehen weitaus anspruchsvollere geistige Leistungen wie das Verstehen von Konzepten, die Einsicht in Gründe und das Verfügen über Erklärungen. Damit wir aber komplexe Zusammenhänge verstehen können, müssen wir selber in einem Prozess von Versuch und Irrtum - entweder praktisch oder zumindest in Gedankenexperimenten - ausprobieren, welche Optionen funktionieren und welche Möglichkeiten aus bestimmten Gründen ausgeschlossen sind. Denn zum Verstehen gehört nicht nur, dass wir wissen, wie etwas funktioniert, sondern auch, dass wir wissen, aus welchen Gründen es auf andere Weise eben nicht funktioniert. So erwarten wir von jemandem, der zum Beispiel das physikalische Prinzip des Auftriebs verstanden hat, dass er uns nicht nur erklären kann, warum ein Schiff aus Eisen im Wasser schwimmt, sondern auch, warum ein massives Eisenstück im Wasser untergeht.


Das verstehende Lernen ist mit dem Prozess der Theoriebildung in den Naturwissenschaften vergleichbar. Man bemüht sich in einem kontinuierlichen Korrektur- und Revisionsprozess, seine Hypothesen immer besser an die Beobachtungen anzupassen, indem man seine anfänglichen Vermutungen so lange verbessert oder durch neue ersetzt, bis sie schließlich die Wirklichkeit zutreffend darstellen. Da Lernprozesse also ganz wesentlich Prozesse sind, in denen falsche Überzeugungen revidiert und durch neue ersetzt werden, gelangen wir nur über Fehler zu Einsichten in Gründe und Ursachen. Fehler sind deshalb wichtige Lerngelegenheiten, die einem die Möglichkeit bieten, im Zuge der Auseinandersetzung mit Problemen etwas Neues zu lernen.

Wer zum Beispiel das Schwimmen von Schiffen zunächst mit dem falschen Prinzip erklärt, dass die Luft die Schiffe nach oben saugt, der sieht sich schnell mit einer Reihe von Schwierigkeiten konfrontiert. Denn erstens stellt sich die Frage, warum nur hohle Eisenschiffe, aber nicht auch massive Eisenstücke von der Luft nach oben gesaugt werden und im Wasser schwimmen. Zweitens ergibt sich das Problem, dass man mit diesem Prinzip nicht erklären kann, warum ein Holz- und ein Eisenschiff mit gleichen Abmessungen und gleichem Innenraum trotzdem unterschiedlich tief im Wasser liegen. Gesucht ist also ein neues Prinzip, das diese Fakten besser erklären kann als das anfangs angenommene Prinzip, dass die Luft schwimmende Körper nach oben saugt.
Die Auseinandersetzung mit diesen Problemen stellt damit eine Lerngelegenheit dar, die dem Lernenden die spezifischen Anforderungen vor Augen führt, die eine korrekte Erklärung des Schwimmens und Sinkens von Körpern im Wasser erfüllen muss. Auf diese Weise wird schließlich die Einsicht in das korrekte Prinzip des Auftriebs erleichtert. Denn wer dieses Konzept in der Auseinandersetzung mit diesen Problemen erwirbt, der erlangt damit ein tiefer gehendes Verständnis als jemand, dem das Prinzip des Auftriebs nur beschrieben wird.
Es ist deshalb keine geeignete Lernstrategie, Fehler beim Aufbau von Wissen zu vermeiden. Dies würde nämlich nur dazu führen, dass wir lediglich Beschreibungen auswendig lernen oder standardisierte Lösungsschemata einüben, ohne dabei ein tiefer gehendes Verständnis zu erwerben.

abi.nrw unterstützt die individuellen Stärken und Talente der Schül
er*innen. Vermittelt Lernmethoden, die alle Sinne ansprechen und einzigartig zu der jeweiligen Person passen.



Lernmotivation durch Überwindung von Fehlern

Die Lernmotivation ist ein zentraler Aspekt bei der Bewältigung von Lernkrisen vieler Schüler*innen. Sie in den Blick zu nehmen, kann alle anderen Maßnahmen deutlich wirksamer machen.
Motivation ist ein Dreh- und Angelpunkt des Lernens. Das wissen wir alle aus eigener Erfahrung: Wenn ich motiviert bin, kann ich sehr viel in sehr kurzer Zeit lernen, wenn die Motivation hingegen fehlt, kann ich stundenlang mit einem Thema verbringen, ohne nennenswerte Fortschritte zu erzielen.


Fehler lassen sich auch dadurch für den Aufbau von Wissen nutzen, dass sich ihre Überwindung positiv auf die Lernmotivation auswirken kann. Lernprozesse sind in mehreren Hinsichten von der Lernmotivation abhängig. Diese erhöht zum Beispiel das Aktivitätsniveau und beeinflusst so den Einsatz und den Zeitaufwand, mit dem sich jemand um das Erreichen eines Lernziels bemüht. Darüber hinaus hängt es von unserer Motivation ab, welche Lernziele wir uns selbst setzen und mit welcher Ausdauer wir diese Ziele auch angesichts von Schwierigkeiten verfolgen.

Grundsätzlich wird zwischen extrinsischer Motivation und intrinsischer Motivation unterschieden.
Um extrinsische Motivation handelt es sich, wenn der Handlungsanreiz wie zum Beispiel beim Ausfüllen von Einkommenssteuererklärungen außerhalb der betreffenden Tätigkeit liegt. Hingegen spricht man von intrinsischer Motivation, wenn die Tätigkeit wie beim Musizieren oder Segeln selbst die Quelle der Motivation ist.
Die extrinsische Motivation, die sich an äußeren Anreizen wie Schulnoten oder anderen Belohnungen orientiert, ist für das Lernen zwar wichtig, aber sie hat auch ihre Grenzen. Denn Schüler, die in erster Linie eine extrinsische Lernmotivation aufweisen, neigen dazu, die Belohnung nach Möglichkeit mit einem Minimum an Aufwand zu erreichen und Lernprozesse abzubrechen, sobald der externe Anreiz wegfällt. Sie bereiten sich zum Beispiel auf Klassenarbeiten gerade nur so weit vor, wie es eben nötig ist, um keine schlechte Note zu bekommen, und sie werden sich nicht aus eigenem Antrieb mit dem Unterrichtsstoff auch außerhalb der Schule beschäftigen. Hingegen verfolgen Schüler mit intrinsischer Lernmotivation ein Lernziel aus eigenem Antrieb. Sie sind im Allgemeinen beim Lernen konzentrierter und lassen sich von Misserfolgen weniger leicht vom Lernen abbringen.

Es stellt sich daher die Frage, mit welchen Mitteln sich die intrinsische Lernmotivation am besten fördern lässt. Ein geeigneter Weg zur Verstärkung der intrinsischen Lernmotivation ist das Erleben der eigenen Kompetenz. Da Menschen das Grundbedürfnis haben, ihre eigene Kompetenz in der Interaktion mit ihrer Umwelt zu erfahren, lässt sich ihre Motivation durch die Erfahrung ihrer Kompetenz beziehungsweise durch das Erleben von Selbstwirksamkeit verstärken.


Einschätzungen der eigenen Fähigkeiten beeinflussen das Verhalten und Erleben in vielfältiger Weise und spielen in schulischen Lernsituationen eine bedeutende Rolle. Viele Untersuchungen belegen die Bedeutung des Erlebens der eigenen Kompetenz für das schulische Lernen. Sie zeigen nämlich, dass bei Schülern mit vergleichbaren geistigen Fähigkeiten diejenigen Schüler, die aufgrund der Erfahrung ihrer Selbstwirksamkeit ein positiveres Konzept ihrer eigenen Fähigkeiten besitzen, im Allgemeinen auch die besseren Leistungen bringen.

Dazu gibt es empirische Erkenntnisse aus der Psychologie, die z.B. Daniel Pink in seinem Buch „Drive“ auf den Punkt bringt.

„When it comes to motivation, … the science shows the way. This new approach has three essential elements: (1) Autonomy—the desire to direct our own lives; (2) Mastery—the urge to get better and better at something that matters; and (3) Purpose—the yearning to do what we do in the service of something larger than ourselves.
(Daniel Pink, „Drive – The Surprising Truth About What Motivates Us, Canongate Books 2010, Kindle Edition, S. 203)“

Pinks Fokus liegt auf der Geschäftswelt, aber die Erkenntnisse aus der Psychologie gelten auch für junge Menschen und lassen sich auf den Unterricht übertragen.
Motivation entsteht demnach dort,
1. wo Schüler*innen einen gewissen Grad an Selbststeuerung und Freiheit erfahren („Autonomy“),
2. wo sie Wissen und Fähigkeiten entwickeln und kontinuierlich verbessern können in Bereichen, die sie für sinnvoll und wichtig erachten („Mastery“),
3. wo die Bedeutung, die Ziele und der Zweck des Lernens klar sind („Purpose“).

Alle drei Aspekte lassen sich nicht von heute auf morgen etablieren.
1. Der sinnvolle Umgang mit Selbststeuerung und Freiheit muss gelernt werden, v.a. für Schüler*innen, die in einem eher auf Kontrolle und Zwang basierenden Schulsystem sozialisiert wurden.
2. Das Entwickeln der eigenen Kompetenzen ist ein langfristiger und vielschrittiger Prozess, der unterstützt und begleitet werden muss. Unter anderem wird man mit vielen Schüler*innen zunächst daran arbeiten müssen, dass sie in den problematischen Fächern wieder das Gefühl bekommen, das überhaupt schaffen zu können.
3. Die Bedeutung und die Ziele von Bildung und Schule für jeden einzelnen Schüler lassen sich nicht „mal eben schnell“ kommunizieren, sie müssen auf lange Sicht gemeinsam herausgearbeitet werden.

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